Dachbegrünung: Ein Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung
Dachbegrünungen gewinnen in städtischen Gebieten zunehmend an Bedeutung, da sie nicht nur zur Verschönerung von Gebäuden beitragen, sondern auch zahlreiche ökologische und ökonomische Vorteile bieten. Städte wie Kopenhagen, London und Hamburg sind Vorreiter bei der Förderung und Umsetzung von Gründächern durch gesetzliche Regelungen, Anreize und Förderprogramme. In Kopenhagen sind Dachbegrünungen für die meisten Neubauten vorgeschrieben. Diese Entwicklung ist Teil des klimatischen Umbaus der Innenstädte, um städtische Räume widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen und sogenannte „Hitzhotspots“ durch die Rückstrahlung von Gebäuden zu reduzieren.
Die Vorteile der Dachbegrünung
Der Nutzen einer Dachbegrünung ist vielfältig und reicht von ökologischen bis hin zu wirtschaftlichen Vorteilen.
Ökologische Vorteile: Dachbegrünungen schaffen neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere in städtischen Gebieten, die sonst oft von Beton und Asphalt dominiert werden. Sie tragen zur Verbesserung des Stadtklimas bei, indem sie die Luftqualität durch die Filterung von Staub und Schadstoffen verbessern und die Umgebungstemperatur durch Verdunstung kühlen. Besonders in Städten mit hoher Dichte an versiegelten Flächen wirken Dachbegrünungen wie grüne Inseln, die das Mikroklima positiv beeinflussen.
Verbesserung des Schallschutzes: Begrünte Dächer absorbieren Schall und reduzieren so den Lärmpegel sowohl im Gebäude als auch in der Umgebung. Dies ist besonders in städtischen Gebieten von Vorteil, wo die Belastung durch Lärm ein großes Problem darstellt.
Energieeinsparung: Darüber hinaus verbessern begrünte Dächer die Energiebilanz eines Gebäudes. Die Vegetation wirkt wie eine zusätzliche Wärmedämmung, die im Sommer die Hitze abhält und im Winter die Wärme im Gebäude speichert. Dies führt zu einem geringeren Energieverbrauch und damit zu niedrigeren Heiz- und Kühlkosten.
Verlängerung der Lebensdauer von Dächern: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verlängerung der Lebensdauer eines Daches. Die Vegetation schützt das Dach vor äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung und extremen Temperaturen. Dies reduziert den Verschleiß und verlängert die Lebensdauer der Dachkonstruktion erheblich.
Arten der Dachbegrünung
Es gibt verschiedene Arten der Dachbegrünung, die je nach Anforderungen und Verwendungszweck unterschieden werden. Jede Art hat spezifische ökologische Funktionen, die zur Verbesserung des städtischen Ökosystems beitragen:
- Extensivbegrünungen: Diese sind pflegeleicht und kostengünstig, da sie eine dünnere Substratschicht (ca. 3-8 cm) und weniger intensive Pflege benötigen. Extensivbegrünungen sind ideal für Dächer, die nicht oder nur selten betreten werden, und sie sind besonders gut für niedrigwüchsige, robuste Pflanzen geeignet, die auch unter extremen Bedingungen überleben können. Sie tragen maßgeblich zur Biodiversität bei, indem sie neue Lebensräume für spezialisierte Pflanzen- und Insektenarten schaffen.
- Einfache Intensivbegrünungen: Diese Form der Begrünung erfordert eine mittlere Substratschicht und bietet mehr gestalterische Möglichkeiten als die Extensivbegrünung. Sie kann eine größere Vielfalt an Pflanzen, einschließlich Sträuchern und kleineren Gehölzen, umfassen und benötigt regelmäßigere Pflege.
- Intensivbegrünungen: Diese Art der Begrünung ähnelt einem herkömmlichen Garten mit einer Vielzahl von Pflanzen, darunter auch größere Gehölze und sogar kleine Bäume. Sie erfordert eine dickere Substratschicht (mehr als 20 cm) und intensive Pflege, einschließlich Bewässerung, Düngung und regelmäßiger Pflegearbeiten. Diese Begrünungen bieten eine besonders hohe ästhetische Qualität und tragen gleichzeitig erheblich zur Luftreinhaltung und zur Minderung der städtischen Hitzeinseln bei.
Anforderungen an die Pflanzen und Substrate
Entscheidend für eine erfolgreiche Dachbegrünung ist die Auswahl der richtigen Pflanzen und Substrate. Auch diese Gehölze und Pflanzen müssen den strengen Anforderungen der DIN 18916 und der FLL-Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen entsprechen. Insbesondere bei Dachbegrünungen gilt, dass bei geringen Substratauflagen Pflanzen mit flachen Wurzelsystemen gewählt werden sollten, die frei von Fremdvegetation sind. Rhizombildende Pflanzen sind auf Dächern zu vermeiden, da sie das Dachmaterial beschädigen können.
Auch an die Substrate werden besondere Anforderungen gestellt. Sie müssen leicht, stabil und gut wasserspeichernd sein, um den Pflanzen auch unter extremen Bedingungen optimale Wachstumsbedingungen zu bieten. In der Praxis werden häufig speziell entwickelte Substrate eingesetzt, die diese Anforderungen erfüllen und gleichzeitig das Gewicht der Dachkonstruktion nicht noch mehr belasten.
Umsetzung und Praxisbeispiele
Die Umsetzung einer Dachbegrünung erfordert sorgfältige und frühzeitige Planung und Ausführung. Insbesondere bei Intensivbegrünungen mit größeren Gehölzen sind besondere Maßnahmen zur Verankerung der Pflanzen erforderlich, damit diese auch bei starkem Wind oder extremen Witterungsbedingungen sicher auf dem Dach verbleiben. Hierfür gibt es verschiedene Techniken, wie z.B. die statische Verankerung mit Halteseilen oder spezielle Ballenverspannungen.
Beispiele für gelungene Dachbegrünungen finden sich in vielen Städten der Welt. So hat das Projekt „House of Trees“ in Vietnam gezeigt, dass es sogar möglich ist, Bäume auf Dächern zu pflanzen und diese gleichzeitig als Wasserspeicher zu nutzen. Auch in Städten wie Berlin, Mailand und Wien haben große Bauprojekte wie Charlie Living, der Dachpark in der Darwinstraße, der Erste Campus Wien und die Bosco Verticale gezeigt, wie effektiv und vielseitig Dachbegrünungen umgesetzt werden können.
Fazit
Dachbegrünungen bieten nicht nur ökologische und ökonomische Vorteile, sondern tragen auch zur Schaffung lebenswerter und umweltfreundlicher Stadträume bei. Mit frühzeitiger Planung vor dem Bau und der richtigen Ausführung lässt sich nahezu jedes Dach in eine grüne Oase verwandeln, die das Leben in der Stadt nachhaltig verbessert. Dabei ist es entscheidend, die Statik des Gebäudes von Anfang an in die Planung einzubeziehen, um sicherzustellen, dass das Dach die zusätzliche Last der Begrünung tragen kann.
Empfehlungsliste für Dachbegrünungen
Diese Liste stellt eine Empfehlung für die Auswahl von Gehölzen und Pflanzen zur Dachbegrünung dar. Die tatsächliche Auswahl der Pflanzen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:
- Standortbedingungen: Hierzu zählen die klimatischen Gegebenheiten wie Temperatur, Windverhältnisse, Sonneneinstrahlung sowie die Höhe des Gebäudes. Diese Bedingungen beeinflussen die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen und ihre Fähigkeit, in einer urbanen Umgebung zu gedeihen.
- Substratstärke und -zusammensetzung: Die Dicke und Art des Substrats, das auf dem Dach verwendet wird, spielt eine wesentliche Rolle bei der Auswahl der Pflanzen. Flachwurzelnde Pflanzen eignen sich besonders für Dächer mit geringer Substratstärke, während tiefwurzelnde Arten eine dickere Substratschicht erfordern.
- Pflegeaufwand: Der geplante Pflegeaufwand beeinflusst die Wahl der Pflanzen. Extensive Begrünungen erfordern weniger Pflege als intensive Begrünungen, die regelmäßige Bewässerung, Düngung und Rückschnitt benötigen.
- Gewichtslimit des Daches: Die Tragfähigkeit des Daches ist ein kritischer Faktor. Einige Pflanzen und Substrate können sehr schwer sein, was zusätzliche strukturelle Unterstützung erfordern könnte.
- Ästhetische Ziele: Die gewünschten visuellen Effekte spielen ebenfalls eine Rolle. Beispielsweise können größere Gehölze Struktur und Schatten spenden, während bodendeckende Pflanzen und Sträucher eher zur Flächenbegrünung beitragen.
- Ökologische Funktionen: Die Förderung der Biodiversität, die Schaffung von Lebensräumen für Vögel und Insekten sowie die Verbesserung des Mikroklimas sind ebenfalls wichtige Überlegungen.
- Gesetzliche Vorgaben: Lokale Bauvorschriften und Umweltgesetze können die Auswahl der Pflanzen einschränken oder spezielle Anforderungen an die Dachbegrünung stellen.
- Klimatische Umstände: Dazu zählen extreme Temperaturen (Hitze und Kälte), Frostempfindlichkeit, Windstärken und die Kälte der Winter. Diese Faktoren bestimmen, welche Pflanzenarten widerstandsfähig genug sind, um auf einem Dach zu überleben.
- Art des Gebäudes: Die Nutzung und Bauweise des Gebäudes, wie Wohn-, Geschäfts- oder Industriebauten, beeinflusst die Gestaltung der Dachbegrünung.
Es ist wichtig, all diese Faktoren in die Planung einzubeziehen, um eine langlebige und funktionale Dachbegrünung zu gewährleisten. Eine gründliche Beratung durch Experten und eine detaillierte Planung sind daher unerlässlich.
1. Laubbäume und Großsträucher
Diese Kategorie umfasst größere Gehölze, die für intensive Dachbegrünungen geeignet sind. Sie bieten eine ausgeprägte Struktur und können als dominante Elemente in der Dachgestaltung dienen.
Gattung/Art/Sorte | Größe |
Acer campestre | 3-10 m |
Acer ginnala | 3-6 m |
Acer neglectum 'Annae' | 6-10 m |
Amelanchier laevis | 3-5 m |
Amelanchier lamarckii in Sorten | 3-5 m |
Cornus mas | 3-6 m |
Corylus avellana | 3-5 m |
Crataegus lavallei 'Carrierei' | 5-8 m |
Crataegus coccinea | 5-8 m |
Crataegus crus galli | 5-8 m |
Fraxinus ornus in Sorten | 4-6 m |
Philadelphus inodorus grandiflorus i.S. | 3-4 m |
Physocarpus opulifolius | 3-4 m |
Prunus mahaleb | 3-6 m |
Pyrus salicifolia | 4-6 m |
Salix acutifolia 'Pendulifolia' | 4-6 m |
Salix caprea | 3-6 m |
Sorbus aria in Sorten | 3-6 m |
Sorbus aucuparia | 8-10 m |
Sorbus hybrida 'Gibbsii' | 4-6 m |
Sorbus intermedia | 8-10 m |
2. Mittelhohe bis kleine Sträucher
Mittelhohe und kleine Sträucher sind ideal, um Struktur und Farbe in die Dachbegrünung zu bringen, ohne zu viel Platz in Anspruch zu nehmen.
Gattung/Art/Sorte | Größe |
Berberis ottawensis 'Superba' | 2-4 m |
Berberis thunbergii in Sorten | 0,5-2 m |
Buddleja alternifolia | 2-3 m |
Buddleja davidii in Sorten | 1-2 m |
Buxus sempervirens 'Bullata' | 1-2 m |
Chaenomeles Arten und Sorten | 1-2 m |
Cornus alba 'Sibirica' | 2-3 m |
Cornus stolonifera 'Kelsey' | 0,5-1 m |
Cotinus coggygria | 2-3 m |
Cotoneaster acutifolius | 1-2 m |
Cotoneaster multiflorus | 2-3 m |
Cotoneaster praecox | 1-1,5 m |
Deutzia in Arten und Sorten | 1-2 m |
Euonymus alatus | 2-3 m |
Euonymus fortunei in Sorten | 0,3-1 m |
Hypericum 'Hidcote' | 0,5-1 m |
Hypericum patulum henryi | 0,5-1 m |
Ilex meserveae in Sorten | 1-2 m |
Kerria japonica in Sorten | 1-2 m |
Kolkwitzia amabilis | 3-4 m |
Ligustrum obtusifolium regelianum | 1-2 m |
Ligustrum ovalifolium | 2-3 m |
Lonicera nitida 'Maigrün' | 0,5-0,8 m |
Lonicera pileata | 0,3-0,5 m |
Lonicera ledebourii | 1-2 m |
Lonicera xylosteides 'Clavey's Dwarf' | 1-1,5 m |
Lycium barbarum | 2-3 m |
Perovskia abrotanoides | 1-1,5 m |
Philadelphus coronarius | 2-3 m |
Philadelphus in Sorten | 3-4 m |
Potentilla fruticosa in Sorten | 0,5-1,3 m |
Potentilla 'Goldfinger' | 0,5-1,5 m |
Potentilla 'Goldteppich' | 0,5-1 m |
Potentilla 'Sommerflor' | 0,3-0,5 m |
Prunus laurocerasus 'Otto Luyken' | 1-2 m |
Prunus tenella | 0,5-1,5 m |
Pyracantha 'Red Cushion' | 0,5-1 m |
Pyracantha 'Red Column' | 2-3 m |
Pyracantha 'Soleil d'Or' | 1-2 m |
Ribes alpinum 'Schmidt' | 0,5-1 m |
Ribes aureum | 1-2 m |
Ribes divaricatum | 2-3 m |
Rosa glauca | 1-2 m |
Rosa multiflora | 1-2 m |
Rosa rubiginosa | 1-2 m |
Rosa in Sorten | 0,5-1 m |
Salix in Arten und Sorten | 3-4 m |
Salix purpurea 'Pendula' | 0,5-1 m |
Salix rosmarinifolia | 1-1,5 m |
Spiraea bumalda in Sorten | 0,3-0,5 m |
Spiraea japonica in Sorten | 0,3-0,5 m |
Spiraea vanhouttei | 1-2 m |
Symphoricarpos albus laevigatus | 1-2 m |
Symphoricarpos chenaultii 'Hancock' | 0,8-1,2 m |
Symphoricarpos orbiculatus | 1-1,5 m |
Syringa chinensis | 2-3 m |
Syringa microphylla 'Superba' | 1-1,5 m |
Tamarix in Arten | 2-3 m |
Viburnum farreri | 2-3 m |
Viburnum lantana | 2-3 m |
Weigela Hybriden in Sorten | 1-2 m |
3. Klein- und Zwergsträucher, Bodendecker
Diese Pflanzen sind ideal für eine flächendeckende Begrünung und eignen sich besonders für Dachflächen mit weniger Substrat.
Gattung/Art/Sorte | Größe |
Cornus stolonifera 'Kelsey' | 0,5-1 m |
Cotoneaster adpressus | 0,2-0,5 m |
Cotoneaster dammeri in Sorten | 0,2-1,2 m |
Cotoneaster salicifolius 'Parkteppich' | 0,3-1 m |
Euonymus fortunei in Sorten | 0,3-1 m |
Hypericum calycinum | 0,2-0,3 m |
Hypericum moserianum | 0,3-0,5 m |
Ilex crenata in Sorten | 0,3-1,5 m |
Ligustrum vulgare 'Lodense' | 0,5-0,7 m |
Lonicera nitida 'Maigrün' | 0,5-0,8 m |
Lonicera pileata | 0,3-0,5 m |
Mahonia aquifolium 'Apollo' | 0,5-1 m |
Philadelphus 'Erectus' | 0,5-1 m |
Potentilla 'Goldteppich' | 0,5-1 m |
Potentilla 'Sommerflor' | 0,3-0,5 m |
Pyracantha 'Red Cushion' | 0,5-1 m |
Bodendeckende Rosen | 0,3-1 m |
Symphoricarpos chenaultii 'Hancock' | 0,8-1,2 m |
4. Klettergehölze
Kletterpflanzen können Wände und andere vertikale Strukturen begrünen und eignen sich hervorragend, um zusätzliche Dimensionen in die Dachbegrünung zu bringen.
Gattung/Art/Sorte | Größe |
Clematis montana 'Rubens' | 2-5 m |
Clematis tangutica | 2-3 m |
Euonymus fortunei radicans | 1-3 m |
Hedera helix | 3-8 m |
5. Nadelgehölze
Nadelgehölze bringen immergrüne Strukturen in die Dachbegrünung und sind besonders in winterlichen Zeiten ein Highlight.
Gattung/Art/Sorte | Größe |
Juniperus communis 'Hornibrookii' | 0,5-1 m |
Juniperus communis 'Repanda' | 0,3-0,5 m |
Juniperus horizontalis 'Wiltonii' | 0,2-0,3 m |
Juniperus sabina 'Tamariscifolia' | 0,5-0,8 m |
Picea abies 'Nidiformis' | 1-1,5 m |
Picea abies 'Pumila Glauca' | 0,5-1 m |
Pinus leucodermis | 4-6 m |
Pinus mugo in Sorten | 1-2 m |
Pinus parviflora 'Glauca' | 4-6 m |
Pinus parviflora 'Negishi' | 4-6 m |
Pinus sylvestris 'Watereri' | 3-5 m |
Taxus baccata in Sorten | 2-3 m |
Taxus baccata 'Dovastoniana' | 2-4 m |
Taxus baccata 'Nissens Corona' | 1-3 m |
Taxus baccata 'Nissens Präsident' | 1-3 m |
Taxus baccata 'Repandens' | 0,5-0,7 m |
Taxus cuspidata 'Nana' | 1-2 m |